Das Saxophon ist ein Blasinstrument. Damit ist der entscheidende Unterschied zu anderen Instrumenten genannt: Die Tonerzeugung geschieht durch unsere eigene Atemluft. Die bewusste Atemführung ist existenziell für das Spielen eines Blasinstruments.
Beim Saxophonspielen sind wir jedoch auch noch auf viele andere Dinge wie den Klang oder die Fingerbewegung fokussiert. Schauen wir daher zu den Buddhisten, die sich in bestimmten Meditationsformen ausschließlich mit dem Atem beschäftigen. Sie sagen:
Die Atmung ist die Brücke zwischen Geist und Körper. Der Atem bringt uns ins Hier und Jetzt zurück.
Genau diese Auswirkungen der Atmung benötigen wir für das Musizieren, um uns dem musikalischen Gehalt ohne Nachzudenken vollkommen hingeben zu können. Die Musik als vom Zeitpunkt des Hier und Jetzt bestimmte Kunst braucht genau die Aufmerksamkeit, die uns der Atem ermöglicht.
Der Atem ist also der Weg zum tiefen Erleben der Musik. Er wirkt auf diesem Weg wie ein Gleitmittel und lässt uns die Musik auf unserem Instrument mit Geschmeidigkeit und Leichtigkeit ausüben.
Wenn es der bewusste Atem schafft, uns das musikalische Universum zu eröffnen, braucht man kaum erwähnen, dass er uns auch im Alltag Leichtigkeit ermöglicht und Heilung bringt. Atem ist Leben.
Doch gerade die Atemluft ist mit der Corona-Pandemie zur Bedrohung geworden. Mit Mund- und Nasenschutz halten wir die Atemluft zurück und schützen so uns selbst und unsere Mitmenschen. Das ist wichtig und das ist gut so.
Dabei sind jedoch das Blasinstrumentenspielen und gerade auch das Singen in den Verruf geraten, eine Brücke für Viren zu sein. Aus unserer allgemeinen Schulbildung sollte uns bekannt sein, dass unsere Atemluft beim Spielen eines Blasinstrumentes eine im Instrument stehende Luftsäule erzeugt, die aus dem Instrument heraus keine gezielte Blasrichtung hat. Dennoch klaffen bei Blasinstrumenten und beim Singen Gefühl und wissenschaftliche Erkenntnisse fundamental auseinander. Das zeigt sich leider auch im Umgang mit Blasinstrumenten in den Corona-Verordnungen. Daher ist die Sorge berechtigt, dass hier der besondere Wert des Blasinstrumentenspielens nachhaltig geschädigt wird.
Ich glaube jedoch daran, dass die Wirkung des bewussten Atmens so stark ist, dass sich Musiker*innen nicht auf Dauer einschüchtern lassen. Wir werden daher auch in Zukunft mit Freude und Erfüllung unser Blasinstrument spielen. Wir werden daher auch weiterhin Musik in Live-Konzerten erleben, die durch Atemluft zum Klingen gebracht wird. Und natürlich halten wir dabei und auch beim Saxophon-Unterricht die Hygienemaßnahmen ein.
Wir sollten jedoch nicht abwarten, bis die Besinnung auf den besonderen Wert des Spielens eines Blasinstrumentes wieder eingekehrt ist. Dies ist die Zeit in der wir uns bewusst für positive Werte einsetzen müssen. In unserem Fall reicht es schon, weiter zu Üben und die Wirkung des bewussten Atmens zu spüren oder Konzerte zu besuchen – und vor allem von diesem Wert Freunden und Freundinnen zu erzählen.
Was sagt die Wissenschaft zur Verbreitung der Corona-Viren durch das Blasinstrumenten spielen?
Wir können nun davon ausgehen, dass die Tröpfcheninfektion mit einem Abstand von etwa 2 Metern beim Blasen und Singen nicht wahrscheinlich ist.
Was wir aber noch nicht wissen, und da muss man ehrlich sein: Kommen aus den Blasinstrumenten Aerosole heraus? Das wissen wir noch nicht – aber es könnte sein. Es könnte physikalisch aber auch sein, dass im Blasinstrument Partikel aus den Aerosolen hängenbleiben, die Instrumente selbst also als Filter wirken. Aber bevor es nicht gemessen ist, bleibt es eine Hypothese. (Frau Dr. Spahn, Institut für Musikermedizin, Hochschule für Musik, Freiburg)
Weitere Studien, die sich mit der Luftbewegung aus einem Blasinstrument heraus befassen:
Untersuchung der Bamberger Symphoniker zum Ausstoß von Aerosolen bei Bläsern
https://www.br.de/nachrichten/bayern/bamberger-symphoniker-wissenschaftler-messen-aerosolausstoss,Ry6T6OU
Untersuchung der Wiener Philharmoniker auf das Infektionsrisiko bei Bläsern:
https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/blaeser-auf-corona-untersucht-100.html
Zwei Wissenschaftler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Bundeswehruniversität in München haben das Corona-Infektionsrisiko beim gemeinsamen Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten untersucht:
https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/corona-infektionen-beim-chorsingen-und-musizieren-mit-blasinstrumenten-100.html